Viele Pferdebesitzer*innen werden folgendes Szenario schon erlebt haben: es ist ein herrlicher Frühlingstag, das Pferd genießt die Zeit auf der Wiese – und kommt auf drei Beinen zurück in den Stall. Bei genauerer Betrachtung fällt eine Verletzung auf. Wie Sie jetzt handeln sollten, erfahren Sie im Folgenden.
Bei dem Ausmaß einer Verletzung ist nicht zwingend die Größe das ausschlaggebende Kriterium. Eine kleine, tiefe Wunde in der Nähe eines Gelenkes kann mitunter größere Konsequenzen haben, als eine große, oberflächliche Hautverletzung. Daher sollten Verletzungen im Bereich von Gelenken besonders ernst genommen werden, da die Gefahr von Infektionen besonders hoch ist. Verletzungen können unterschiedlichste Ursachen haben: spitze Gegenstände auf der Wiese, Trittverletzungen durch Artgenossen oder Unfälle im Training – es bieten sich unendlich viele Möglichkeiten. Am häufigsten sind die Gliedmaßen der Pferde betroffen.
Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob ein Gelenk oder eine synoviale
Struktur, das heißt eine Hilfseinrichtung des Gelenkes, betroffen ist,
solltest Du unbedingt einen Tierarzt zu Rate ziehen. Sollte das Gelenk
betroffen sein, muss die Wunde und vor allem auch das betroffene Gelenk,
die Sehnenscheide oder der Schleimbeutel gespült werden, um sie von
Bakterien zu befreien.
Es ist sehr wichtig, dass eine Wundinfektion verhindert wird. Daher
sollte die Verletzung gereinigt und abgedeckt werden. Bitte sehen Sie
davon ab, die Wunden direkt mit Salben oder Sprays zu behandeln, denn
dies verfälscht eventuell später den Eindruck. Gelbe Cremes sehen
schnell aus wie Eiter oder das berühmte Blauspray lässt die gesamte
Wunde dunkel aussehen. Auch der eigenständige Einsatz von Schmerzmitteln
bei Verletzungen, die mit einer Lahmheit kombiniert sind, kann eine
spätere Untersuchung beeinflussen. Hat Ihr Pferd vorher eine Lahmheit
gezeigt, ist diese für die Tierärzt*in durch die schmerzstillende
Wirkung der Medikamente eventuell nicht mehr sichtbar und eine
vernünftige Lahmheitsuntersuchung ist nicht mehr möglich.
Tipps für die Stallapotheke
Tupfer, Watterollen und
selbstklebende Bandagen für den ersten Verband und somit Abdeckung der
Wunde. Bitte niemals zu fest wickeln, weil sonst die Blutzufuhr
beeinträchtigt werden kann. Gute Polsterung ist hierbei sehr wichtig.
Jede Verletzung ist eine Durchtrennung der Haut. Diese stellt eine wichtige Schutzbarriere gegenüber Krankheitserregern dar und verhindert deren Eindringen in den Körper. Dies kann sie allerdings nur tun, solange sie intakt ist und bereits bei einer kleinen Eintrittspforte übernehmen Bakterien das Regiment. Eine Entzündung/Infektion entsteht und diese kann Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. Um dies zu verhindern, sollte jede Verletzung tiermedizinisch abgeklärt werden. Außerdem ist so eine medikamentöse Abdeckung der Wunde gewährleistet. Eventuell ist auch der Einsatz von Antibiotika sinnvoll, um eine Infektion zu verhindern oder bereits bestehende Infektionen zu therapieren.
Sollte die Wunde frisch sein, kann sie von der Tierärzt*in noch chirurgisch versorgt und genäht werden. Dies unterstützt und beschleunigt den Heilungsprozess. Ist das Nähen der Wunde nicht mehr möglich, so muss der Körper die Wunde selbst wieder „auffüllen“. Man spricht dann von sekundärer Wundheilung.
In manchen Fällen ist auch eine umfangreiche Versorgung auf dem OP-Tisch notwendig. Dies ist insbesondere der Fall, wenn sich die Verletzung in der Nähe von Gelenken befindet, um eine Gelenksinfektion zu verhindern.
Gut Ding
will Weile haben – dieses Sprichwort gibt es nicht umsonst und trifft
auch auf den Heilungsprozess der Haut zu. Wer zu eifrig wieder mit dem
Training beginnt, riskiert eine sogenannte Wunddehiszenz und
Wundheilungsstörungen, also ein erneutes Auseinanderweichen der
Wundränder. Der gesamte Heilungsprozess beginnt erneut. Deshalb ist es
wichtig, die zunächst noch sehr empfindliche, neue Haut mit Vorsicht zu
behandeln und erst nach Rücksprache mit der Tierärzt*in das Training
wieder aufzunehmen.
In den meisten Fällen ist eine Verletzung aber ohnehin mit einer
tierärztlich festgelegten Boxenruhe verbunden, damit sie bestmöglich
abheilen kann.