Wie entsteht ein Griffelbeinbruch beim Pferd?

Griffelbeinbrüche entstehen häufig auf der Weide. Durch den Tritt eines anderen Pferdes, infolge von Stürzen, Stolpern oder Unebenheiten im Boden kann es zu einem solchen Bruch kommen. Auch das Anschlagen des Beins an eine feste Stange, beim Wälzen oder durch ‚Streichen‘ mit dem eigenen Bein kann ein Griffelbein Schaden nehmen. Und auch übermäßige Belastung durch zu hartes Training oder fehlendes/zu kurzes Aufwärmen kann in Einzelfällen eine Gefahr für diese fragile Knochenstruktur darstellen.

Ein Griffelbeinbruch ist kein Beinbruch!

Was ist eigentlich das Griffelbein beim Pferd?

Die Griffelbeine sind zwei sehr dünne, längliche Knochen, die sich an der Rückseite des Röhrbeins eines jeden Beins befinden. Insgesamt hat jedes Pferd also acht Griffelbeine. Ursprünglich waren die Griffelbeine die zweite und vierte Zehe des Pferdes, die sich im Laufe der Evolution immer weiter zurückgebildet hat. Dadurch haben die Griffelbeine nur noch eine stützende und keine tragende Funktion für die oberhalb aufliegenden Knochen und zum Ansatz von Bändern. Sie sind aufgrund ihrer dünnen Form jedoch besonders anfällig für Frakturen und können dann Probleme im Pferdebein bereiten.

Wie sind die Symptome eines Griffelbeinbruchs?

Die Symptome eines Griffelbeinbruchs sind nicht immer eindeutig, da Empfindlichkeiten in diesem Bereich auch auf viele andere Erkrankungen, wie z.B. Probleme an den Sehnen hindeuten können. Aufschluss gibt hier meist nur ein Röntgenbild des betroffenen Beins. In manchen Fällen ist das gebrochene Knochenstück vom Tierarzt aber auch bereits beim Abtasten des Beins zu fühlen.

Bei einem gedeckten (nicht offenen) Bruch kann dein Pferd durch Lahmheit auffallen, aber auch nur durch eine Schwellung oder Druckempfindlichkeit im Bereich des Bruchs. Ein offener Bruch (mit Verletzung der Haut) hingegen ist deutlicher erkennbar. Hat dein Pferd eine offene Wunde im Bereich der Griffelbeine, solltest du umgehend den Tierarzt verständigen.

Wie wird der Griffelbeinbruch behandelt?

Auch wenn ein Griffelbeinbruch für dein Pferd schmerzhaft ist, lässt er sich in der Regel gut behandeln und die Heilungschancen sind ausgezeichnet. Zunächst werden Röntgenbilder angefertigt, um die genaue Bruchstelle zu lokalisieren. Davon hängt maßgeblich das weitere Vorgehen ab.

Für die Behandlung gibt es dann zwei Möglichkeiten: eine konservative oder eine operative Therapie.
Bei der konservativen Therapie ist eine mehrwöchige strikte Boxenruhe erforderlich und das Pferd wird mit entzündungshemmenden Medikamenten und Verbänden behandelt. Diese Methode ist jedoch nur dann geeignet, wenn es sich um einen gedeckten Bruch handelt, keine Knochenzubildungen entstanden sind und das abgebrochene Knochenfragment nicht „wandert“. Bereitet das gebrochene Griffelbein jedoch Probleme oder liegt ein offener Bruch vor, ist eine Operation meist unumgänglich.

Der Ablauf der OP hängt davon ab, an welcher Stelle der Bruch entstanden ist. Befindet sich der Bruch im unteren Teil des Griffelbeins, können abgebrochene Knochenstücke und Knochenzubildungen in der Regel problemlos entfernt werden.
Grundsätzlich gilt, dass das obere Drittel des Griffelbeins erhalten bleiben muss, während die unteren zwei Drittel meist entfernt werden können. Der oft gehörte Satz „Das Griffelbein ist überflüssig“ ist daher nicht ganz korrekt, da es eine wichtige Stützfunktion für die darüberliegenden Gelenkknochen des Sprung- bzw. Karpalgelenks hat und wie eine Art Plattform dafür dient. Liegt der Bruch dennoch im oberen Bereich, besteht die Möglichkeit, einzelne Bruchstücke zu verschrauben.

Auch nach einer Operation benötigt dein Pferd zunächst Boxenruhe, bevor es schrittweise wieder in die Bewegung genommen werden kann. Die Belastbarkeit ist nach entsprechender Rehabilitation wieder vollkommen gegeben.

Was hat der Griffelbeinbruch mit dem Fesselträger zu tun?

Das Griffelbein liegt in unmittelbarer ‚Nachbarschaft‘ zum Fesselträger. Nicht selten kommt es bei einer Verletzung des Griffelbeins durch die Fraktur selbst oder durch die Bildung von narbigem Knochengewebe zu einer Rauigkeit im Knochen. Die stellt eine große Gefahr für den Fesselträger dar, der sich an diesen Stellen aufscheuern kann.

Eine Einschätzung bezüglich der Beteiligung des Fesselträgers kann mittels Ultraschalles getroffen werden, jedoch auch in der Operation ist eine Beurteilung und Therapie des Fesselträgers möglich. Die Behandlung ist abhängig vom Ausmaß der Verletzung, ebenfalls die Prognose für eine zukünftige sportliche Nutzung des Pferdes.

Wie geht es nach einem Griffelbeinbruch weiter?

Die Prognose bei einem Griffelbeinbruch ist für dein Pferd in der Regel sehr gut, und eine vollständige Heilung ist fast immer realistisch. Wichtig ist, dass der Bruch so früh wie möglich behandelt wird, um Komplikationen und die Beschädigung der Sehnenstrukturen zu vermeiden. Während der Heilungsphase solltest du besonders darauf achten, Infektionen zu vermeiden und dein Pferd nicht zu früh zu belasten.

Wenn die Boxenruhe eingehalten und dein Pferd schrittweise ins Training zurückgeführt wird, kann es nach einem Griffelbeinbruch oft wieder als Sportpferd eingesetzt werden. Eine Ausnahme bilden Brüche im oberen Bereich des Griffelbeins (Griffelbeinköpfchen). Hier kann eine genaue Prognose nur individuell für jeden Fall gestellt werden.